Die Österreichische Galerie Belvedere ist mit zuletzt fast zwei Millionen BesucherInnen das aktuell meistbesuchte aller österreichischen Museen. Auch wenn die aus zwei Schlössern und umgebendem Garten bestehende, ehemalige Sommerresidenz des Prinzen Eugen seit rund 100 Jahren als Kunstmuseum genutzt wird, so verfügt sie trotz einiger Adaptierungen bis heute nicht über die adäquate Infrastruktur für solche Besucherströme. Dieser Befund trifft besonders auf das Obere Belvedere zu, in dem sich das Herzstück der Sammlung befindet, weshalb hier ein eigenes Visitor Center künftig Abhilfe schaffen soll. Dem vorprogrammierten Konflikt zwischen strengem Denkmal- und Ensembleschutz und einer architektonischen Intervention mit der erforderlichen funktionalen Leistungsfähigkeit begegnet der Wettbewerbsbeitrag mit einem ebenso kühnen wie konzisen Konzept: Das Visitor Center wird durch seine Verlagerung unter die Erdoberfläche beinahe unsichtbar gemacht und erhält gleichzeitig durch einen ovalen Einschnitt exakt in der Mittelachse von Gebäude und Schlosspark einen betret-und bespielbaren Lichthof. Dieser Glaszylinder fungiert zugleich als Linse, durch die die BesucherInnen das barocke Ensemble nicht nur im Blick behalten, sondern auch seine raffinierten dramaturgischen Effekte wahrnehmen können. Auch bei Erschließung und Ausstattung des unterirdischen Empfangsbereichs, etwa durch in den Garten integrierte Rampen sowie die ornamentale Wirkung der Deckengestaltung aus geripptem Beton "Ribbed concrete floor slabs", nimmt der Entwurf barocke Stilelemente bewusst auf. Das Ergebnis bildet ein großzügiges, multifunktionales Visitor Center, das vergleichsweise diskret von der südlichen Parkseite aus betreten wird. Es präsentiert sich als eine Abfolge von übersichtlichen Raumsequenzen, die in ihrer anspielungsreichen wie klaren Architektursprache ähnlich sorgfältig choreographiert wurden, wie jene der barocken Anlage darüber.